Ilversgehofen

Ilversgehofen

Ilversgehofen, als eines der sieben mainzischen Küchendörfer, wird in alten Beschreibungen immer als weit vor den Toren der Stadt gelegen erwähnt. Den ersten schriftlichen Nachweis zu Ilversgehofen finden wir in einer Urkunde aus dem Jahr 1145 und zwar als Eilbrethoue. Der Ortsname macht in der Folgezeit eine ständige Wandlung durch, ehe er die heutige Fassung erhielt. Die erste der heutigen Schreibweise nahe kommenden - erscheint 1552 - mit Ilfferthgehoffythen.

Wie lange Ilversgehofen mainzisches Küchendorf gewesen ist, läßt sich nicht ergründen. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurde es wahrscheinlich zur Stadt Erfurt gezogen.

Mit der sogenannten Reduktion 1664 und der damit verbundenen Unterwerfung Erfurts unter Mainz, fiel auch das gesamte Erfurter Landgebiet an Mainz. Dieser Zustand währte bis zur Inbesitznahme durch Preußen 1802.

Ilversgehofen Pferde-Straßenbahn 1888 Pferde-Straßenbahn 1888
Ilversgehofen Malzfabrik Malzfabrik

 

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich der Charakter Ilversgehofens. Die bisher überwiegend agrarische Gemeinde, gewerbliche Anlagen bestanden nur in Form von fünf Mühlen, entwickelte sich in relativ kurzer Zeit zu einem beachtlichen Industrieort. Die beiden Papiermühlen waren Zulieferer der Erfurter Universität, die zu damaliger Zeit schon einen hohen Papierbedarf hatte. 1856 begann die Erkundung und Abteufung eines Salzbergwerkes, das 1862 mit der Förderung begann.

Eine Reihe weiterer Industrieunternehmen siedelten sich im Ort und dem umliegenden freien Gelände zwischen Ilversgehofen und Erfurt an. Als Beispiel seien genannt: 1882 die Malzfabrik, eine Lampenfabrik ebenfalls 1882, mehrere Schuhfabriken, eine Eisengießerei und größtes und wohl auch bedeutendstes die Maschinen- und Pressenfabrik Henry Pels.

Eine Nahverkehrsverbindung zwischen Erfurt und Ilvergehofen entstand mit der Verlängerung der 1883 in Betrieb gegangenen Pferde-Straßenbahn, die bisher nur bis zur Flurgrenze am Papiermühlenweg befahren wurde, zum 1885 errichteten Bahnhof Ilversgehofen.

Bahnhof Erfurt Nord Bahnhof Erfurt Nord
Erfurt - Tivoli um 1910 Tivoli um 1910

 

Mit der Industriealisierung und den damit zusammenhängenden Arbeitskräftebedarf stieg auch der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen. Durch die rasante Bautätigkeit wurde in den neunziger Jahren die Südgrenze der Gemeinde am Papiermühlenweg erreicht. Mit der 1873 beschlossenen Entfestigung Erfurts, hatte sich die aus allen Nähten platzende Stadt, ebenfalls bis dahin erweitert. Welche Auswirkungen die Industrialisierung auf den Bevölkerungszuwachs hatten, läßt sich an folgendem Vergleich ablesen:


 

Die 1895/96 geführten Verhandlungen zwecks Eingemeindung Ilversgehofens, nach Erfurt, waren nicht von Erfolg gekrönt, da die preußische Provinzialregierung keinen Handlungsbedarf sah. Erst der massive Einsatz der führenden Unternehmer, Eisenberg, Malzfabrik, Albert Naue, Mühlenbesitzer, und Born, führte zum Erfolg. Mit dem Gesetz über die Erweiterung des Stadtkreises Erfurt vom 18. April 1911 wurde die Landgemeinde Ilversgehofen mit Wirkung vom 1. April 1911 vom Landkreis abgetrennt und der Stadtgemeinde Erfurt einverleibt. Die Stadt übernahm die Verwaltung von Ilversgehofen am 29. April, das von diesem Zeitpunkt die Bezeichnung 'Erfurt - Nord' führt. Der Mitinitiator der Eingemeindung, Herr Albert Naue, wurde am 2. Juni 1911 als unbesoldeter Stadtrat zusätzlich in den Erfurter Magistrat gewählt.



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